
22 aufgeweckte Primarschüler:innen besuchen das Projektlabor von eduLAB in Thun. Hier soll ihr Erfinder:innengeist geweckt werden.
Mittwoch, 30.04.2025
Es ist Mittwochmorgen, die energiegeladenen Schüler:innen der 4. Primarklasse stürmen in den Raum. Mittendrin steht ein Pingpongtisch, Post-it-Zettel in verschiedenen Grössen und Farben sowie Flipcharts, Whiteboards und Bastelmaterialien, die den Erfindergeist anregen.
Die Kinder sind bereits voller Tatendrang. Am liebsten möchten sie gleich loslegen und dort weitermachen, wo sie gestern aufgehört haben. Bereits seit Montag ist die Klasse mit ihrer Lehrerin jeweils am Morgen beim eduLAB im Projektlabor. Ziel: In zweieinhalb Tagen sollen sie ihre Projekte gestalten, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte verbinden. Dabei setzen sie sich aktiv, experimentierend und kreativ mit individuellen Forschungsfragen aus ihrem Leben und unserer Gesellschaft auseinander.
Die Teamarbeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch verschiedene Meinungen anzuhören und sich ausreden zu lassen, gehören dazu. Am Schluss geht es immer darum innovative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu entwickeln, indem der kreative Denkprozess gefördert wird.
Bevor es aber konkret mit der Projektarbeit weitergeht, leitet der Coach vom eduLAB die Kinder an, ihre Augen zu schliessen. Sie sollen sich in Ruhe ein Wort überlegen, das ausdrückt, auf was sie sich heute freuen. Nacheinander sagen sie ihr Wort. Einander gut zuzuhören ist hier wichtig. Die meisten lassen sich darauf ein. Es herrscht eine erstaunliche Stille im Raum. Dann folgt ein Warm-up durch ein Pantomimenspiel mit einem imaginären Ball, einer Bowlingkugel und einem Boomerang. Das Spiel soll die Kids aufmuntern, zum Lachen bringen und mit Energie aufladen. Jetzt herrscht wieder reges Treiben.
Am Schluss geht es immer darum innovative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu entwickeln, indem der kreative Denkprozess gefördert wird.
Priska Troxler
Da einige fehlen, werden die Teams nochmals neu «verheiratet». «Nicht immer einfach», bemerkt Sophie, die beim eduLAB als Coach arbeitet. «Es gibt Schüler:innen, die nur mit ihren besten Klassenfreund:innen zusammenarbeiten möchten». Jedoch genau diese Fähigkeit, sich immer wieder auf ein neues Gegenüber und auf eine neue Situation einzulassen, gehört zu den Zukunftskompetenzen – den sogenannten Future Skills – der Macher:innen von morgen. Die vier- bis fünfköpfigen Projektteams gehen zurück zu ihren Plakaten und tauchen nochmals in ihre Fragestellungen ein. Ein reger Austausch ist im Gange, es wird noch weiter gezeichnet, beschriftet und auch diskutiert bis zur Pause.
Im Projektlabor wird die Methode des «Design Thinking» als Werkzeug des spielerischen, selbstbestimmten und projektbasierten Lernens angewendet. Ursprünglich wurde sie als eine kreative Problemlösungsmethode im Bereich des Produktedesigns eingesetzt. Design Thinking ist Haltung, Vorgehensweise und Methode zugleich. «Die Kids lernen, die Perspektiven einer anderen Person einzunehmen, Herausforderungen und Probleme zu benennen», erklärt Sophie. Darauf basierend entwickeln sie Lösungsansätze, erstellen Prototypen, testen diese aus und erhalten Feedback. «Auch das Scheitern und der Umgang damit sind ein integraler Bestandteil des Lernprozesses.»
Dieser Prozess fördert die Empathie, Kreativität, das kritische Denken sowie die Kollaborations- und Kommunikationsfähigkeiten.
Die Kids lernen, die Perspektiven einer anderen Person einzunehmen, Herausforderungen und Probleme zu benennen.
Sophie Bürgin
Nach der Pause stellt Delia, Coach und Geschäftsführerin vom eduLAB, eine Frage: «Wie bringe ich eine Zitrone zum Fliegen?»
Auf Post-it-Zetteln zeichnen die Kids, was ihnen einfällt. Zuerst sind sie zurückhaltend, dann sprudeln sie vor Ideen. Die Kreativität kennt kaum Grenzen – die wildesten Gedanken kommen ihnen in den Sinn. Sie stacheln sich gegenseitig an, eine Zitrone mit Düsenantrieb, eine mit Gleitschirm, eine andere mit Federn … als sie am Schluss alle Zettel zusammenzählen, sind sie selbst erstaunt wie viele Zitronen mit Witz und Kreativität entstanden sind. Der Morgen geht zu Ende. Am letzten Projekttag werden sie ihre Prototypen basteln und mit ihrer Gruppe vor der Klasse präsentieren.
Es ist an der Zeit, den uns angeborenen Sinn des Staunens und Entdeckens wieder aufzuwecken und zu nutzen. Für das eduLAB-Team ist es wichtig, dass die Kinder ausprobieren, mutig sind und ins Handeln kommen. Bildung erfahrbar machen, anders denken und ihnen bewusst machen, welche Stärken sie haben und mit anderen teilen können.