Wer in der Schweiz über Freiwilligenarbeit spricht, landet rasch bei der langen Tradition der Zivilgesellschaft. 1810 entstand die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) als Sammelbecken bürgerlicher Initiativen für «geistige und materielle Volkswohlfahrt» – ein frühes Dach vieler Wohltätigkeitsvereine.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte das Vereinswesen einen eigentlichen Boom: Allein in diesem Jahrhundert wurden mindestens 30’000 Vereine gegründet; um 1900 kamen auf 1’000 Einwohner rund zehn Vereine. Auch Frauen organisierten sich: 1888 entstand der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein (SGF) als landesweites Netzwerk von rund 140 Vereinen mit 30’000 Mitgliedern – ein wichtiger Motor sozialer Innovation. Und 1863, in Genf, wurde das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ins Leben gerufen – Sinnbild dafür, wie aus bürgerschaftlichem Engagement weltweite Wirkung entstehen kann.
Zusammen mit dem politisch verankerten Milizprinzip prägt dieses dichte Vereinsleben die schweizerische Kultur des Mitmachens bis heute.

Warum Menschen sich engagieren
Vor diesem Hintergrund setzt der Freiwilligen-Monitor 2025 die Gegenwart ins Bild – mit einer Botschaft, die gut zu unserer Tradition passt und doch überrascht: Freiwilligkeit ist in der Schweiz stark und stabil. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung engagiert sich in irgendeiner Form; knapp zwei Drittel leisten Freiwilligenarbeit, davon rund zwei Fünftel formell in Vereinen oder Organisationen und gut die Hälfte informell. Von Krise keine Spur – eher von Veränderung.
Gleichzeitig ist die Dimension enorm: 590 Millionen Stunden Freiwilligenarbeit pro Jahr – 213 Millionen formell, 376 Millionen informell.

Was Menschen antreibt, ist ebenso klar wie erfrischend: Freude, soziale Kontakte, gemeinsam etwas erleben und bewegen. Die meisten Freiwilligen nennen Spass und Geselligkeit als Hauptmotive; helfen wollen gehört dazu – Pflichtgefühl oder äusserer Druck spielen dagegen eine Nebenrolle.
Genau hier schliesst UND Generationentandem an. In der grossen internen Umfrage von 2024 nannten die Engagierten unter ihren Top-Gründen: etwas Sinnvolles tun (77 Nennungen), neue Menschen kennenlernen (62) und …dabei Spass haben (54). Die Zufriedenheit liegt bei beachtlichen 8,8 von 10 Punkten.
Aus Lust, nicht aus Last
Wichtig ist die Begriffsklärung: Der Monitor unterscheidet zwischen formeller Freiwilligenarbeit (zum Beispiel Vereins- und Projektarbeit) und informeller Freiwilligenarbeit (Nachbarschaftshilfe, Betreuungs- und Pflegeleistungen ausserhalb des Haushalts). Gerade bei der informellen Care-Arbeit zeigt sich eine Grauzone.
Dazu zählen etwa die Betreuung von Angehörigen, Kinderbetreuung oder Pflege im Familienkreis. Diese Tätigkeiten sind zwar unbezahlt, aber eben nicht immer frei gewählt – oft entstehen sie aus familiären Verpflichtungen oder gesellschaftlichen Rollenerwartungen, insbesondere gegenüber Frauen. Deshalb sprechen Fachleute davon, dass Care-Arbeit zwar «unbezahlt», aber nicht automatisch «freiwillig» ist.

Freiwilligenarbeit im engeren Sinn bedeutet dagegen eine bewusste Entscheidung: Menschen wählen selbst, ob, wann und wie sie sich engagieren möchten – mit Gestaltungs- und Mitsprachemöglichkeiten. Genau hier liegt der Unterschied: Während Care-Arbeit häufig eine Last sein kann, soll Freiwilligenarbeit Lust machen.
Bei UND Generationentandem ist genau dieses freiwillige Mitgestalten Programm: ob beim Programm, in der Redaktion, in der Gastronomie, bei der Digitalen Teilhabe oder beim Generationenfestival. Das Vereinskonzept fasst den Kern in drei F’s: Fun, Fulfillment, Friends – Spass, Sinn und Gemeinschaft.
Junge machen mit – aber anders
Viele Organisationen – auch UND Generationentandem – merken, dass es schwieriger ist, ganz junge Menschen langfristig einzubinden. Der Freiwilligen-Monitor bestätigt diesen Eindruck: Jugendliche und junge Erwachsene engagieren sich seltener in Vereinen, dafür häufiger kurzfristig oder projektbezogen. Viele sind bereit, punktuell mitanzupacken – aber eine feste Aufgabe über Jahre hinweg schreckt eher ab.

Für Vereine ist das Herausforderung und Chance zugleich. Herausforderung, weil tragende Strukturen Kontinuität brauchen. Chance, weil jüngere Engagierte neue Ideen und viel Dynamik einbringen, wenn man ihnen flexible Formate bietet.
Bei UND Generationentandem zeigt sich das etwa in der Redaktion oder während dem Generationenfestival: Kurzeinsätze können der Anfang sein – manchmal wächst daraus später ein längerfristiges Engagement.
Freiwilligenarbeit konkret
Wie sehr UND Generationentandem die Monitor-Befunde spiegelt, zeigen die Zahlen: Rund 150 bis 200 Engagierte wirken in zwölf Bereichen mit – vom Gastgeber:innen-Team im Offenen Höchhus bis zur Festival-Crew; rund 40’000 Stunden Freiwilligenarbeit pro Jahr.
Genau wie der Monitor es beschreibt, sind die Engagementformen vielfältig: projektbezogene Einsätze, regelmässige Aufgaben, gewählte Ämter. Junge sammeln erste Berufserfahrung, Ältere bringen Know-how ein – das Miteinander schafft Beziehungen über Generationen hinweg.

In der Umfrage von 2024 wünschen sich manche klarere Abläufe, bessere Einführung oder sichtbare Anerkennung – Anliegen, die der Monitor ebenfalls als Hebel nennt: flexible Zeiten, gute Briefings, Weiterbildung, Feedback-Kultur und echte Mitsprache.
Ein starkes Schaufenster dieser Kultur ist das Generationenfestival. Was der Monitor als Treiber des gesellschaftlichen Zusammenhalts herausarbeitet – Kontakte knüpfen, Diversität akzeptieren, gemeinsam handeln – wird hier erlebbar: Hunderte Freiwillige stemmen Aufbau, Programm, Märit und Gastronomie; Besucher:innen treffen auf Kunst, Diskussionen, Workshops und aufeinander.
Für viele ist das Festival der erste Berührungspunkt mit UND Generationentandem – und manchmal der Start ins Engagement.
Spitze in Europa – Chancen vor Ort
International steht die Schweiz übrigens glänzend da: In europäischen Vergleichen rangiert sie regelmässig in der Spitzengruppe – ein Hinweis darauf, wie tief das Mitmachen verankert ist. Gleichzeitig verschieben sich die Gewichte: Nach der Pandemie hat sich die formelle Vereinsarbeit erholt; gewisse informelle Tätigkeiten sind rückläufig.
Für Organisationen heisst das: klare Rollen, flexible Formate und gelebte Anerkennung werden noch wichtiger.

Für UND Generationentandem ergibt sich daraus ein doppelter Auftrag – und eine Chance. Erstens: den Spassfaktor sichtbar machen. Wer lacht beim Kerzenziehen, tüftelt im Repair-Café oder feiert beim Schlusskonzert, merkt: Freiwilligkeit ist keine Last, sondern Lebensfreude mit Wirkung. Zweitens: die Abgrenzung zu Care-Arbeit sauber kommunizieren.
Beides schafft Resonanz – bei Jungen, bei Berufstätigen mit wenig Zeit, bei Menschen mit Migrationsgeschichte (deren Interesse an künftigen Einsätzen übrigens überdurchschnittlich hoch ist).
Freiwilligkeit als Zukunftskraft
Die Geschichte der Freiwilligenarbeit in der Schweiz erzählt von Vereinen, Mut und Nähe. Der Freiwilligen-Monitor 2025 zeigt, dass diese Tradition lebendig ist – und dass Freude ihr stärkster Treibstoff bleibt.
UND Generationentandem ist dafür ein aktuelles Beispiel: vielfältig, offen, experimentierfreudig. Wer mitmachen will, findet schnell einen Platz – und noch schneller Menschen, mit denen es «äuä» Spass macht.