«Bienvenue en Madagascar!» Geraldine und Thomas werden 2024 am Flughafen in Antanarivo mit einem Namensschild von Mikaël, ihrem Guide, erwartet. Er fährt sie während über drei Wochen ortskundig im Geländewagen durch die einst grüne Insel.
Die beiden jungen Abenteurer sitzen gerne im Fond des Wagens. Da haben sie beste Aussicht auf das bunte Treiben in den Strassen. Sie beobachten, wie Träger unzählige Reissäcke auf Handkarren hieven, wie sie die Fracht unter Anstrengung ans Ziel balancieren. Sie sehen Lastenvelo oder rikschaartige Velokutschen, die vorbeikurven und Personen und Güter transportieren. Und manchmal lassen sie sich ob all der Eindrücke auch in den Schlaf schaukeln. Es folgt ein Bild des auf dem Rücksitz taumelnden Thomas. Die Zuschauer:innen im kleinen Saal des Offenen Höchhus schmunzeln.

Für eine Stunde in Madagaskar
Es geht vorbei an Dörfern oder kleinen Städtchen mit Kirchen und Steinbauten, die an die koloniale Vergangenheit unter den Franzosen erinnern; vorbei an wagemutig konstruierten Holzhäusern und schliesslich an dürftigen Lehmhütten, bis an den Rand des Regenwalds zu den Lemuren, wo Geraldine und Thomas in eine paradiesische Welt eintauchen.

Farbenfrohe Kleider, rötliche Erde, am Strassenrand malerische Baobabs. Einblicke in Schluchten, auf filigrane Kalkgebirge, Wasserfälle und spektakuläre Landschaftsformationen: Das sind die Bilder und Kurzfilme, die Geraldine und Thomas an die Leinwand projizieren. Stoffe, schön im Saal drapiert – es sind traditionelle Wickelkleider, die Geraldine und Thomas geschenkt bekamen– und die madagassische Hintergrundmusik tragen dazu bei, dass das Publikum sich für eine gute Stunde auf der fernen Insel wähnt. Die erste Veranstaltung in der neuen Reihe «rUND um den Globus» lockte viel Publikum an.
LebensWert
Geraldine und Thomas wohnen heute in Schmerikon, wo auch der Verein LebensWert seinen Sitz hat. LebensWert unterstützt in Madagaskar verschiedene Soziale Entwicklungs-Projekte, darunter auch ein Schulcenter des Ordens der Missionsschwestern in Andranowory. Die Reisenden machen da einige Tage halt und gewinnen einen Einblick in die Bildung- und Erziehungsarbeit. Sie werden überaus herzlich aufgenommen, gefeiert und beschenkt. Dies berührt Geraldine und Thomas tief. «Sie haben nicht viel, aber viel Geselligkeit und Gastfreundschaft», meint Geraldine allgemein zu Begegnungen mit der madagassischen Bevölkerung, insbesondere meint sie damit aber die Erfahrungen im Schulcenter. Das Paar möchte sich revanchieren, macht das Sozialwerk bekannt, wie beispielsweise mit diesem Vortrag und freut sich über Unterstützung. Die Kollekte dieser Veranstaltung geht denn auch zur Hälfte an den Verein LebensWert.

Musizieren verbindet Menschen
Im madagassischen Schulcenter tanzen und musizieren Schüler:innen und Lehrerinnen für die ausländischen Gäste. Diese lassen sich gerne die Tanzschritte zeigen und tun eifrig mit. Als Thomas da sein Örgeli hervorholt und Schweizer Volksweisen und Lieder spielt, ist die Stimmung perfekt. Musik öffnet Herzen und verbindet – auch im Saal des Offenen Höchhus: Beherzt hängen sich die Besucher:innen ein und singen schunkelnd vom Buurebüebli, natürlich auch hier begleitet von Thomas und seinem Örgeli. Und kurz darauf steht auf dem letzten Bild: «Danke – Merci – Misaotra».

Armut, Korruption, Umweltsünden
Das Publikum will in der Fragerunde verschiedene Aspekte, die im Vortrag zur Sprache kamen, vertiefen:
- Auf der Reise durch dieses arme Land befinden sich Touristen wie auf einer Zeitreise. Wie geht die dortige Bevölkerung mit Informationen via Internet und Touristen um? Die 25 Reisetage lassen bloss punktuelle Einblicke zu und zeigen vor allem die krassen Gegensätze zur hiesigen Lebensweise.
- Momentan bestehen unsichere Reisebedingungen, da kürzlich ein Militärputsch die Insel erschütterte. Auslöser war vor allem die junge Generation, die sich gegen Korruption und Misswirtschaft erhob.
- Madagascar war früher mit Wald bedeckt. Aktuell besteht der Regenwald noch entlang einer Küste Rückgang. Illegaler Holzhandel dezimiert das Oekotop seit 65 Jahren rasant. Schätzungen zufolge soll der Regenwald in 40 Jahren vollständig verschwunden sein.
- Ein Guide mit Auto scheint für Schweizer Verhältnisse luxuriös. Doch alleine reisen in Madagaskar ist umständlich und zeitintensiv, ein Guide mit Ortskenntnissen dagegen das Geld wert: Eine Reise könnte durch lange Umwege wegen plötzlich unpassierbarer Strassen oder aber wegen einer Autopanne ohne Beziehungen zu zwar abenteuerlichen, aber dennoch funktionierenden Reparatur ein vorzeitiges Ende nehmen. Zudem erfahren Geraldine und Thomas im Austausch mit dem Guide vieles über Land und Leute und nicht zuletzt ermöglichen sie Mikaël ein für madagassische Verhältnisse gutes Auskommen.

Was ist rUND um den Globus?
Menschen erzählen von ihren Reisen – mit Bildern, Geschichten und Eindrücken aus aller Welt. Eine Veranstaltungsreihe für alle, die gerne zuhören, staunen und sich inspirieren lassen – organisiert von UND Generationentandem. Unterstützt wird die Reihe von der Raiffeisenbank Steffisburg.

Alle Veranstaltungen in dieser Reihe:
– Montag, 20. Oktober 2025, 19 Uhr im Offenen Höchhus: rUND um den Globus mit Geraldine und Thomas
– Montag, 10. November 2025, 19 Uhr im Offenen Höchhus: rUND um den Globus mit André Lüthi
– Montag, 17. November 2025, 19 Uhr im Offenen Höchhus: rUND um den Globus mit Simone und Florian
– Donnerstag, 4. Dezember 2025, 19 Uhr im Offenen Höchhus: rUND um den Globus mit Corinne