Von einer hilfsbereiten freiwilligen Helferin der COY darf ich mir für diesen kurzen Moment den Laptop ausborgen, mit dem ich jetzt eine halbe Stunde Zeit habe, diesen Artikel zu schreiben. Ich sitze in Paris an einem kleinen, runden Holztisch in einer riesigen Messehalle, die mich stark ans BEA Gelände in Bern erinnert.
Die COY (Conference of Youth) findet statt im Parc des Expositions, der ungefähr 25 Minuten Metrofahrt vom Herzen Paris’ entfernt ist.
Zusammen mit einem guten Freund, der mich an den Anlass begleitet hat, wohnen wir bei einer freiwilligen Helferin der COY11, die uns gratis ihre Couch überlassen hat. Alle jungen Leute, die sich für diese Konferenz fürs Couchsurfen angemeldet haben, wurden so untergebracht. Unsere Gastgeberin wohnt im Arrondissement 10, also mitten in der wunderschönen Stadt Paris. Im Angebot inbegriffen ist ebenfalls Halbpension und an der Messe werden wir saisonal, lokal und vegetarisch versorgt.
Von Buddha und Grosskonzernen
Es ist bereits der dritte Tag der COY und die Veranstaltung ist auf ihrem Höhepunkt angelangt. Die letzten internationalen Gäste sind spätestens heute eingetrudelt. Neben dem Klappern des Geschirrs um die Mittagszeit sind unter anderem Mikrofonstimmen aus allen Ecken zu vernehmen. Die Halle wurde mit Trennwänden so hergerichtet, dass Dutzende von kleineren und grösseren Räumen entstanden sind. In diesen Räumen werden seit drei Tagen von früh bis spät die verschiedensten Vorträge zum Thema Klimawandel abgehalten.
Es ist schwierig, unter all diesen Angeboten die «interessantesten» herauszupicken. «Klimawandel aus seiner buddhistischen Perspektive», «ByeBye Plastic Bags» oder «die Rolle von Grosskonzernen im Klimawandel» sind nur einige von unzähligen möglichen Angeboten.
2000 Junge für einen grünen Planeten
Ausser der vielen Sicherheitschecks an den Bahnhöfen und in öffentlichen Räumen ist hier von einer gedrückten Stimmung wegen der Attentate nichts zu bemerken: Um die 2000 junge Leute investieren seit drei Tagen ihre volle Zeit und Motivation für unseren Planeten, die Luft schwirrt förmlich von all der Energie und dem Engagement.
Als ich mich vor ungefähr drei Monaten für diese Konferenz angemeldet habe, konnte ich nicht ahnen, wie gut der Austausch mit allerlei Klimaaktivistinnen und -aktivisten tun kann. Hier ist von Grenzen und Nationen keine Rede: unser Planet kennt keine Grenzen. Der Klimawandel ist ein globales Problem, das uns alle betrifft. Einige Regionen der Welt leiden schon heute unter den fatalen Auswirkungen der Erderwärmung. Repräsentanten einiger Länder sind hergereist, um uns die Situationen zu veranschaulichen und die Realität vor Augen zu führen. Neuseeland, Guatemala, Indien…
Es braucht uns
Was wir nicht schaffen werden in diesen knapp vier Tagen ist, einen perfekten Lösungsvorschlag zu bieten. Mir ist erneut klargeworden, dass an einer Reduktion der Treibhausgase und der Sorge zur Natur alle Menschen beteiligt sind. Die, die sich an der COY zusammengefunden haben, können höchstens als Botschafter agieren. Eine Veränderung schaffen wir aber nicht ohne jeden Einzelnen von uns. Für die Regierungen, Politiker und Geschäftsführer ist es an der Zeit zu handeln. Zuerst aber sind wir dran. Die Veränderung kommt aus der Gesellschaft. Die Gesellschaft sind du und ich – das sind wir. Erst dann wird sich auch in den höheren Strukturen endlich etwas tun.
Wenn wir es alle versuchen…
Ich könnte noch lange über die COY11 schreiben und erzählen, was ich alles gelernt habe… Zum Beispiel kann man anstatt mit Google mit Ecosia oder lilo.org seine Internetrecherchen betreiben. Man kann damit nicht nur Klimaorganisationen unterstützen, sondern sogar Bäume pflanzen oder Wassertropfen sammeln. Oder aber wir stellen unsere Ernährung nochmals grundsätzlich in Frage und nehmen zur Kenntnis, dass 90 Prozent des gesamten Fischbestandes NICHT MEHR VORHANDEN sind wegen der Ausfischung der Meere. Fisch nur noch einmal im Monat anstatt einmal in der Woche? Wenn wir es alle versuchen, können wir die Veränderung schaffen.
Ich stürze mich nun wieder in die Menge, bald beginnt ein Vortrag über Elefanten, den ich mir anhören möchte.
Go green! Sarah
Das ist nur der Anfang
Diesem kleinen aktuellen Einblick wird ein längerer Bericht folgen, den Sarah Liebi mit Werner Kaiser zusammen verfassen wird. Kaiser ist bereits 77-jährig – wie betrachtet er das Thema? «Ich bin sicher, es gibt viel zu besprechen», schreibt die 20-Jährige unterdessen aus Paris.
Liebe Sarah
Eindrücklich dein Bericht. Gibt mir ein wenig Hoffnung, obschon die grosse Mehrheit immer noch ignorant dem weiter zunehmenden Konsum fröhnt.
Danke und viel Kraft für die Weiterarbeit.
Jürg
Liebe Sarah
Es ist wunderschön zu erfahren, dass so viele junge Menschen sich so für unsern Planeten engagieren. Ich freue mich sehr, mit dir zusammen einen Bericht zu schreiben! Meldest du dich, wenn du zurück bist? Werner