Ist einfacher und schneller auch besser?

Ein Kommentar.

Annemarie Voss kommentiert. – Bild: Demian Thurian

Ich habe gelesen, dass Unterschriftensammlungen für Initiativen dank Internet flott vorankommen. Schluss mit dem mühseligen auf der Strasse Leute überzeugen wollen. Ein Klick, und schon unterschrieben. Oder ist es doch besser, wenn man sich etwas mehr anstrengen muss, um sich über seine Meinung klar zu werden?
Das Tempo, das wir heute leben, überfordert viele. Schnell beamen wir uns in eine völlig andere Welt. Aber um in die Tiefe zu gehen, brauchen wir Zeit, müssen wir uns akklimatisieren. Zeit jedoch ist zum Luxusgut geworden. Schnell via Facebook zum Geburtstag gratulieren, zu einem Event einladen, das spart Zeit und Portogebühren, ist aber irgendwie unpersönlicher. Oder kommt das nur den Alten so vor? Und was fangen wir mit all der eingesparten Zeit an? Wir können uns wieder im Netz bewegen, erfahren, was am anderen Ende der Welt passiert, wissen aber kaum Bescheid, wie es der Nachbarin geht. Mich erstaunt die Diskrepanz zwischen Mitteilungsbedürfnis und Diskretion. Intime Details werden gepostet, aber wenn ein Bekannter nach einer gescheiterten Beziehung fragt, ist man erstaunt über die Distanzlosigkeit.
Die Fähigkeit zu verlieren, sich konzentriert mit einer Sache zu beschäftigen, ohne ständig von Mitteilungen unterbrochen zu werden, ist schwerwiegend. Ältere Menschen haben ohnehin ein Problem mit der Konzentrationsfähigkeit. Ist da vielleicht auch etwas Neid dabei? Sagen wir, wir wollen das nicht, weil wir gar nicht können? Manchmal beobachte ich an der Thuner Schleuse die Angler, sie sind konzentriert, schauen ins Wasser, beobachten die Strömung und die Angelschnur, und sie reden kaum miteinander. Auch wenn ich das langweilig finden würde, so beneide ich sie doch, dass sie ganz und gar in ihrem Hobby, das so unspektakulär daher kommt, aufgehen können.


Kommentar von Tabea Arnold (22): Social Media mal einfach abschalten