Seit Tagen ist es warm. Die Sonne schien und schien beständig. Sie hatte das Wasser des Sees aufgewärmt, so dass es die Leute einlud ins Blaue zu tauchen. ERFRISCHEND. Am Ufer, am Strand, auf den Wiesen – ein Gewusel. Und mittendrin: ich. Mit meinem Badekleid.
Das blaue mit den Blümchen drauf. Mein liebstes Badekleid, das ich in Frankreich gekauft habe, nachdem mein Bikini auf der Fahrradtour in meine Speiche gerutscht und zerrissen ist.
Ich also mittendrin. In diesem Badekleid, in dem ich mich immer so wohl fühle. Nur heute nicht.
Denn heute überkam mich die Scham. Denn man sah meine Schamhaare.
Und eigentlich weiss ich’s. Irgendein Typ in den zwanziger Jahren konnte nicht genug Rasierer verkaufen. Nachfrage musste geschaffen werden.
Auch Frauen sollten konsumieren.
Ihre Haare hinhalten. Und überhaupt. Den Männern gefällt es. Das Glatte, das Kindliche, das Ungeschützte, das Verwundbare.
Eigentlich weiss ich’s. Das ist eine soziale Norm. Ein Konstrukt. Mir wird nichts Schlimmes passieren, nur weil ich nicht hineinpasse. Niemand wird sich an meine Haare erinnern.
Denn mehr als zwei Sekunden Perplexität lösen sie nicht aus.
Ich kann mir all das sagen.
Und doch möchte ich am liebsten wieder zurück zu meinem Badetuch.
Mich einwickeln.
Denn meine Scham ist verwurzelt.
Und das flaue Gefühl in meinem Magen bleibt.