Daniel Hausig ist seit 1999 Professor für Licht und Intermedia an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken. Für ihn ist elektrisches Licht das Material, mit dem er arbeitet, und das direkte Gestalten mit Licht ist für ihn die künstlerische Tätigkeit. Licht wurde über die Jahre sein Hauptmedium. Der Ursprung liegt in der Zeit, als er noch in Thun wohnte, aber auch öfters in Berlin war.
Ursprung: Kunstlicht – Lichtkunst in Berlin 1987
Die Auseinandersetzung mit künstlichem Licht, das Kunstlicht werden soll, also Lichtkunst, geht in die Zeit des geteilten Berlins zurück. Die Stadt war damals stark geprägt von der alternativen Kunstszene, aber auch immer noch von den Spuren des Krieges. 1987 hat Daniel Hausig gemeinsam mit Westberliner KünstlerInnen im Rahmen der 750-Jahr-Feier, die sowohl in West- als auch in Ostberlin stattfand, einen alten, vergessenen Zivilluftschutzbunker gestaltet. Der Bunker liegt unter der Stresemannstrasse und noch weiter unten verläuft die S-Bahn. Berlin war zu dieser Zeit noch nicht so aufgeräumt und der Bunker war einfach vergessen worden, war dunkel, Licht gab es nicht. Und in dem Bunker, in den sich Menschen geflüchtet hatten, gab es von den Schutzsuchenden Hinterlassenschaften wie Koffer, Brillen und mehr, was für die Künstler sehr eindrücklich gewesen sei.
Der Bunker wurde Anfang der 30er-Jahre im Zuge der Kriegsvorbereitungen angelegt, und die KünstlerInnen wollten ihn ohne grosse Eingriffe und in seiner ganzen Authentizität als real existierenden Geschichtsraum präsentieren. An den Wänden gab es alte Beschriftungen, die immer noch schwach leuchteten, wenn sie mit Taschenlampen angestrahlt wurden. Die Schriften waren mit Phosphorfarben ausgeführt worden. Das wurde als ideale Erhellung wahrgenommen und führte dazu, dass Daniel Hausig aus der Schweiz 40 Kilo Phosphorfarbe besorgte.
Fussböden, einzelne Wände und zum Teil auch Decken wurden mit der Phosphorfarbe bemalt, die den BesucherInnen den Bunker erlebbar machen sollte.
Der Bunker hatte früher Zugang zu den Räumen der Gestapo, der Geheimdienstzentrale und den Folterkellern, die in der Nähe lagen. Dieses Wissen war für die Künstler erschreckend. Aber als die Arbeit fertig war, sah Daniel Hausig wie schön das eigentlich ist, unter diesem selbstleuchtenden Licht. Das Schreckliche dieses Ortes und die Schönheit des Lichts lösten bei ihm sehr widersprüchliche und ambivalente Gefühle aus. Das hat massgeblich dazu beigetragen, dass sich der Künstler für Licht als Material entschieden hat, das war sozusagen die Initialzündung.
Wetterleuchten #5 im Thuner Satellit
Diese Geschichte hat mir Daniel Hausig auf der Autofahrt von Hamburg nach Thun per Telefon erzählt, als er das Material für die Ausstellung «Wetterleuchten #5», die am 26. Januar 2022 im Thuner Satellit Vernissage hatte, transportierte. Wetterleuchten passt vielleicht nicht so gut in den Januar, aber das Licht erhellte die Strasse und die Gesichter des Publikums in der Dunkelheit des eisig kalten Januarabends. Eine Reihe selbstgebauter LED-Bildröhren in gleichmässigem Abstand erschaffen Lichtbilder – Bildlichter.
Das Licht wandert durch die Röhren und erzeugt in Abständen, die ich weder als regel- noch unregelmässig wahrgenommen habe, ein bewegtes Bild. Für mich unglaublich ist der Umstand, dass auf die weisse Fläche hinter den Röhren andere Farben projiziert werden, als jeweils von vorne betrachtet. Es ist mir bewusst, dass das ziemlich einfach beschrieben ist, weil ich den Prozess überhaupt nicht begreifen kann, aber das Kunstwerk respektive die Lichtkunst hat mich fasziniert.
Weitere Impressionen zur Lichtkunst von Daniel Hausig befinden sich auf seiner persönlichen Webseite. Im Rahmen seiner Anstellung als Professor für Licht und Intermedia an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken betreibt er auch das Atelier Hausig, mit welchem er verschiedenen LichtkünstlerInnen eine Plattform bietet.