Leise, aber gefährlich? Eine Twike-Fahrerin über Vorurteile und Vorteile

Der Elektromotor summt leise. Darum werden Elektrofahrzeuge im Verkehr schlechter wahrgenommen – ein Unfallrisiko? Für lärmgeplagte StadtbewohnerInnen sind leise Fahrzeuge eine Chance und umweltbewussten Menschen bereiten sie Vergnügen.

«Nur Fliegen ist schöner»:
Blanca Thurian und ihr TWIKE. – Bild: Demian Thurian

Ich gehöre eindeutig zur Guppe, welcher Elektromobilität Spass macht. Es gibt nichts Schöneres als geräuschlos durch die Gegend zu flitzen. Die stufenlose Beschleunigung beim Elektromotor ist einzigartig. Beim Anfahren an der Ampel lasse ich die meisten «Verbrenner» einfach stehen. Beim Tanken atme ich keine ungesunden Gase ein. Meistens weiss ich sogar, wo und wie der Strom produziert wurde, welchen ich der Batterie zuführe.

Vorteil Elektromotor

Der Elektromotor wandelt elektrische Energie in mechanische um. Die Nutzung der zugeführten Energie (Wirkungsgrad) ist bei Elektromotoren recht hoch, da sie wenig Abwärme produzieren und reibungsarm laufen. Wird der Strom durch erneuerbare Energien wie Sonne, Wind- oder Wasserkraft gewonnen, wird der Wirkungsgrad gesteigert, da die zugeführte Energie nicht extra produziert werden muss. Deswegen hat der elektrische Motor Vorteile gegenüber einem Verbrennungsmotor.

«Das Anfahren geschieht nahezu geräuschlos.»

Reine Elektroautos sind emissionsfreie Fahrzeuge, das heisst sie stossen keine Abgase aus und machen keinen Lärm. Das Anfahren geschieht nahezu geräuschlos. Es entstehen keine Motor- und Auspuffgeräusche. Da Elektroautos bis zu einer Geschwindigkeit von circa 30 Kilometer pro Stunde von andern Fahrzeugen übertönt werden, kann es zu gefährlichen Situationen vor allem mit FussgängerInnen und RadfahrerInnen kommen. Seit dem Jahr 2012 werden deshalb serienmässig akustische Warngeräte eingebaut, welche bis zu einer gewissen Geschwindigkeit Geräusche ertönen lassen.
In höheren Geschwindigkeitsbereichen können Elektroautos nicht pauschal als leiser bezeichnet werden. Wegen den Rollgeräuschen der Reifen sind sie dann ebenso laut wie ein Auto mit Verbrennungsmotor.
Erste Elektrofahrzeuge wurden bereits Mitte des neunzehnten Jahrhunderts entwickelt. Die Erfindung des Anlassers beim Benzinauto und die bessere Reichweite stoppten die Weiterentwicklung des Elektroautos.

Das TWIKE

1986 entwickelten Studenten der ETH Zürich ein dreirädriges Leicht-
elektromobil namens TWIKE mit Platz für zwei Personen samt Gepäck. Das Fahrzeug war als vollverkleidetes Fahrrad entwickelt worden. Da es bei Steigungen mit reiner Muskelkraft betrieben zum Verkehrshindernis wurde, bauten die Entwickler einen Elektromotor ein.

Leicht und sparsam. – Bild: Demian Thurian

Das TWIKE ist nicht nur leicht und sparsam, es ist wirklich leise. Es flitzt dank Elektromotor und Pedalantrieb mit bis zu 85 Stundenkilometern über die Strassen. TWIKE-FahrerInnen wissen: Nur Fliegen ist schöner. Die schmalen Motorradreifen verursachen keine lauten Rollgeräusche. Als Warnsystem besitzt das TWIKE deshalb zwei Hupen: Eine laute für den Strassenverkehr und einen Piepser um FussgängerInnen und Radfah-
rerInnen zu warnen.

Kinder und Tiere

Wegen seiner ungewohnten Form und dem geräuschlosen Vorbeisausen bereitet das TWIKE Kindern grosse Freude. Sie bleiben am Strassenrand stehen und winken, wie wenn das neuste Spielzeugauto vorbeifahren würde. Oder sind Kinder einfach weniger voreingenommen? Ein attraktives Fahrzeug muss nicht stinken oder Lärm machen. Auch Tiere mögen das TWIKE: Wegen des fehlenden Gestanks und Lärms glauben manche einen Spielgefährten zu erkennen. ☐


Schwerpunkt Lärm

Wie lärmen Alt und Jung? Welcher Lärm stört Alt und Jung am meisten? Wie nehmen wir Lärm überhaupt wahr? Der Schwerpunkt im Winter18.

Bild: Manuel Meister