Ein dicker Eispanzer lag Jahrtausende auf Europa. Einige Menschengruppen hatten an eisfreien Orten überlebt. Als das Eis schmolz, bildeten sich Seen und die Pflanzenwelt erholte sich allmählich. Die Menschen fanden Nahrung und konnten sich wieder ausbreiten.
Als die Reviere der Menschen im Laufe der Jahrhunderte eng wurden, säten die Sammlerinnen essbare Pflanzen und die Jäger domestizierten wilde Tiere. Sie fällten Bäume und bauten sich Hütten. Der Hunger hatte sie zu Bäuerinnen und Bauern gemacht. Biblisch ausgedrückt: Sie wurden aus dem Paradies vertrieben, das ihnen alles gratis geboten hatte und mussten fortan im Schweisse ihres Angesichtes ihr Brot verdienen.
Die Bevölkerung wuchs weiter und die Menschen lernten ihr Handwerk; sie bauten Dörfer und Städte. Weil sie unter sich und mit den Tieren enger zusammenlebten, wurden Krankheiten öfters übertragen. Berichte über schlimme Seuchen zeugen davon. Missernten führten zu Hungersnöten. Streit um gutes Pflanz- und Bauland führte immer öfter zu Kriegen. Wer Krieger leiten konnte, eroberte Gebiete und Macht. Und doch ging es immer weiter! Nach Rückschlägen gab es Aufschwünge. Neue und grössere Staatsgebilde entstanden und gingen wieder unter. Die Techniken wurden laufend verbessert und es wurde immer mehr produziert. Aber auch die Unterschiede zwischen vielen Armen und wenigen Reichen wurden grösser. Adlige und Priester teilten sich die Macht und die Ländereien; Fronarbeiter bauten Schlösser, Kirchen und Klöster und die Städte wurden zur Sicherheit mit Mauern umfasst.
Die Seefahrer ermöglichten Handel über grosse Strecken und leider auch die Kolonisation fremder Völker.
Von der Industrialisierung bis heute
Die Industrialisierung brachte die Massenproduktion aber auch neue Konflikte, zwei Weltkriege und Hunger. Seit dem Kalten Krieg gibt es so viele Massenvernichtungswaffen, dass die Menschheit mehrfacht ausgerottet werden könnte. Wir können staunen und dankbar sein dafür, dass die Welt nicht schon lange untergegangen ist. In den letzten Jahrzehnten wuchsen viele Grossstädte zu Monstern mit riesigen Slums. Kriminelle eroberten sich überall neue Tätigkeitsfelder. Trotzdem wuchs die Menschheit unaufhörlich.
Das Ökosystem der Erde wurde ausgebeutet und kann wohl nicht mehr lange über 8 Milliarden Menschen aushalten, die immer anspruchsvoller werden. Aber die Politiker können sich nicht auf wirksame Strategien einigen. Sie wollen möglichst an der Macht bleiben. Zu wenige Regierende denken längerfristig und über ihre eigenen Interessen hinaus.
Die Globalisierung und die Digitalisierung jagen heute den Menschen Angst ein. Darum wählen sie vielerorts Populisten, die den Hass auf Minderheiten schüren und zurück zu abgegrenzten Nationalstaaten mit starken Armeen streben. Die vielen anstehenden Probleme können aber nur friedlich, mit Vernunft, Offenheit und in weltweiter Zusammenarbeit gelöst werden. Welche Folgen wird das haben?
Unsere Zukunft
Szenario 1: Alles läuft so schräg weiter, wie bisher. Viele Verbesserungsversuche scheitern an Diktatoren, Militärs und BürgerInnenn, die unersättlich sind. Erst nach grossen Naturkatastrophen und Kriegen suchen die Überlebenden nach ideologiefreien und brauchbaren Lösungen für ein friedliches Zusammenleben der Menschen und für respektvollen Umgang mit der Natur.
Die Menschen werden im Jahr 2100 sagen: Es war eine höllische Zeit und mehrere Generationen werden viel Aufbauarbeit leisten müssen.
Szenario 2: Die Wirtschafts-Bosse der «Global Player» und der Investmentgesellschaften haben genug von den nationalistischen PolitikerInnen und fusionieren, um die Menschheit total nach ihrem Gusto zu organisieren. Sie führen weltweit eine digitale Währung ein und akzeptieren keine nationalen Währungen mehr. Sie beschliessen, den Völkern, die nicht alles privatisieren und die Armeen nicht auflösen wollen:
1. keine Kredite mehr zu gewähren, 2. den Handel mit ihnen zu unterbinden (inklusive Nahrungsmittel und Medikamente), 3. die Energiezufuhr zu verweigern, 4. den Zugang zum Internet zu blockieren. Also überall «den Hahn zuzudrehen». Was können die Politiker da noch tun? Nichts. Sie wurden auch bisher nie gefragt, ob sie die Industrialisierung, die Globalisierung oder die Digitalisierung wollen. Die Wirtschaft handelte stets nach ihren eigenen Interessen und Massstäben. Demokratisch war sie nie. Renditenmaximierung war oft das Ziel. Dass Konsum vielen Menschen das Wichtigste ist, kam und kommt der Wirtschaft stets entgegen. Lebensmittel werden künftig in Nährlösungen oder ganz künstlich hergestellt. Eine Weltpolizei sorgt für Ordnung und kämpft gegen den Tauschmarkt. Systemkritische Menschen finden trotz umfassender Überwachung immer wieder Schliche, das System zu unterlaufen.
Somit werden unsere Nachkommen im Jahre 2100 sagen:
Immerhin leben wir noch! Unsere Freiheit beschränkt sich auf die Wahl von Konsumgütern. Das Mitbestimmungsrecht haben wir längst eingebüsst. Aber zum Glück sind wir sehr anpassungsfähig. Das ist die menschliche Stärke!
Szenario 3: Ökologisch orientierte NGO’s, Parteien und Firmen sowie das weltweit präsente China, das für sein verseuchtes Riesenvolk eine Lösung finden muss, schliessen sich zusammen und können eine Mehrheit der Bevölkerung für die dringend nötigen Erneuerungen zugunsten der Lebewesen gewinnen. Sogar die USA machen mit, nachdem sie jahrelang vergeblich versucht hatten, alle Probleme nur mit technischen Mitteln zu lösen. Die Friedensbewegungen erstarken. Die Waffenproduktion wird drastisch reduziert. Bildung für alle erhält einen hohen Stellenwert. Produziert wird viel weniger und das Nötige smart und möglichst lokal. Grosse Maschinen und das viele Gift werden von den Feldern verbannt; viele Menschen arbeiten gerne teilzeitlich in biologischer Landwirtschaft mit.
Damit das Bedürfnis der Menschen, die ganze Welt entdecken zu können, befriedigt werden kann, gibt es Kinos mit 360 Grad-Bildschirmen, Originalton und Geruchs-Klimaanlagen, in welchen die BesucherInnen überall virtuell hinreisen können. Im Alltag sind Fahrräder für ein bis sechs Fahrgäste die Hauptverkehrsmittel. Vollautomatische Bahnen mit verschieden grossen Containern für alle Güter, aber auch für Personen, ersetzen fast überall die alten Elektroautos und -lastwagen. Flugzeuge werden mit Wasserstoff angetrieben. Die Menschenrechte werden respektiert. Ethische Leitlinien werden in weltweiter Zusammenarbeit weiterentwickelt. Soziale Bewegungen – wie das «und» – spriessen wie Pilze aus dem Boden und erleichtern das Zusammenleben.
Die Menschen werden im Jahre 2100 sagen: Wir haben es gerade noch geschafft, den Natur-Kollaps und neue Weltkriege abzuwenden. Wir leben bewusst bescheidener und langsamer sowie in Frieden unter uns Menschen. Wir achten die Tier- und Pflanzenwelt. Wir haben viel gelernt und sind glücklicher als unsere Vorfahren!
Szenario 4: Etwas Unerwartetes tritt ein.
Beispiele:
a) Innert kurzer Zeit vervielfachen sich die geistig-emotional-sozial-spirituellen Energien. Die Menschen können ihre Gier ablegen und übertriebene Ängste in Liebe umwandeln.
b) Natürliche Genmutationen aufgrund von schnellen Umweltveränderungen und Genmanipulationen durch Menschen geraten in eine Wechselwirkung. Die meisten Lebewesen verändern sich rasant. Wohin?
c) Ein grosser Asteroid trifft die Erde und setzt ganz neue Prioritäten.
d) Es passiert etwas total Unvorhersehbares.
Was wird bei diesen Szenarien die Menschen im Jahre 2100 umtreiben und was werden sie sagen? Vielleicht ahnt es ein/eine LeserIn?
Heute sagen wir als kritische SchweizerInnen: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Wären wir Österreicher, würden wir sagen: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst. Stimmt beides ein wenig?